Montag, 11. Juli 2011

Wo Aagaard falsch lag

In seinem Buch "Inside the Chess Mind" (2004) lässt Jakob Aagaard Testpositionen von Schachspielern lösen, die währenddessen in ein Mikrofon sprechen und dabei ihre Gedanken mitteilen. Ein interessanter Versuch, denn auch die GMs Heine-Nielsen und Jussopov sind dabei. Testposition 8 mit Schwarz am Zug sieht so aus:




Das ist eine Theoriestellung aus der Slawischen Verteidigung. Heine-Nielsen und Jussupov lösten die Aufgabe mit dem Damenopfer 1.- dxc3 2.Lxf7+ Kxf7 3.Dxd8 cxb2, da ihnen die Stellung bekannt war. Die anderen Probanden wollten Züge wie Sg4, Lb4 und Le7 spielen (ich habe anhand des Buches auch mitgelöst und entschied mich für 1.- Lb4; allerdings hätte ich mehr Zeit gebraucht als die vorgegebenen 12 Minuten; das Damenopfer hätte ich am wenigsten gespielt, da es sehr spekulativ ist).

Aagaard selber hält das Damenopfer für nicht vorteilbringend und schreibt Folgendes:






Dass 10.Sf3 forciert sei, ist aber falsch, denn das Figurenopfer 10.e6 ist sehr stark (Diagramm):




Ich will die Stellung hier nicht analysieren, aber Weiß steht gut genug. Die beste Möglichkeit für Schwarz ist hier 10.- Lxe6 11.Lxe6 Se5 (10.- Dxh4 ist weniger gut wegen 11.exf7+ Kd8 12.Dxd4+ Sd7 13.Le2!).



Worum es mir geht, ist anzusprechen, dass in der heutigen Zeit viele (auch GMs) ihre Analysen zu sehr nach Computern richten. Dies hat den Nachteil, dass sie irgendwann obsolet werden, wenn bessere Computer entwickelt werden. Im Test von Aagaard löste auch Fritz 8 mit, der Sg4 favorisierte. Nur ist Fritz 8 heute eine Maschine aus der Steinzeit. Die von mir angeführte Variante mit 10.e6 stammt von Houdini 1,5 und wird mit 0.00 bewertet.



Houdini hält das von Heine-Nielsen und Jussopov vorgeschlagene 9.- dxc3 für den besten schwarzen Zug (- 0.43).
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