Freitag, 11. Februar 2011

Ein brillianter Zug

Bloß keine Phrasen, keine Pflegerschen Apercus und Bonmots - das ist ein Grundsatz dieses Blogs.
Dennoch kommt man manchmal nicht umhin, eine Sünde zu begehen und etwa vom "Spiel der Könige" zu reden. In der Stellung, die ich unten vorstelle, kam mir diese Formulierung ernsthaft in den Sinn, da sie doch beweist, dass Schach einen höheren ästhetischen Wert hat als etwa Skat oder Mau Mau.


Im Diagramm aus Korobov - Vocaturo (Moskau 2011) machte Weiß einen wahrhaft "königlichen" Zug:




18.Td8!

Köstlich. Die Pointe liegt in 18.- Txd8? 19.Df7+ Kh8 20.De7! (die Dame bedroht den Springer c5 und den Turm d8, was gleichzeitig Matt droht; zudem ist Sf7+ möglich; diese Stellung ist nicht mehr zu halten)


War Td8 ein Zug, der auf der Hand lag? In der Ausgangsstellung fällt auf, dass sich die schwarzen Figuren fast alle am Damenflügel aufhalten (die Dame auf a6 hat gar nur das Feld b6 zur Verfügung). Die untere Darstellung verdeutlicht diesen Sachverhalt:





Die gelb eingefärbten Felder zeigen die maximale Reichweite der schwarzen Figuren (vom Turm auf f8 abgesehen). Sie reichen nicht über die d-Linie hinaus. Dies ist fast immer ein Signal für die angreifende Partei, gegen den gegnerischen König tätig zu werden. Allerdings hat Weiß auch nur drei Figuren im Einsatz (der Läufer auf g2 steht etwas ungünstig, kann aber über h3 eingreifen). Weiß hat den Willen etwas zu tun - und das bevor ein schwarzer Springer auf d3 erscheint! (18.Sg6 hxg6 19.Dxc5 wäre eine zu zahme Abwicklung, die nur Ausgleich bringt.)



18.Td8! fxe5 (der einzige gute schwarze Zug) 19.Txf8+ Kxf8 20.f4! (dieser Zug muss kommen, sonst läuft der Angriff leer) Ke7







Hier zog Korobov leider etwas ungenau 21.fxe5, wonach er die Partie dennoch gewann, stärker war aber 21.Dxe5!, etwa 21.- Sd3 22.Dxg7+ mit schon zwei Bauern für die Figur und anhaltendem Druckspiel + der Bauer h7 fällt. Der Computer bewertet die Stellung mit +2,1.


Die Partie zeigt, dass man den richtigen Riecher haben muss, "wann etwas geht".

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