Mittwoch, 30. Dezember 2009

Fünf Silvester-Knacknüsse

Für Leute, die wenig mit Ballern und Böllern anfangen können, habe ich fünf Schachaufgaben zusammengestellt, die einem die Zeit an Silvester oder Neujahr vertreiben helfen. Der Schwierigkeitsgrad ist von eins nach fünf steigend. Viel Spaß und einen guten Rutsch ins neue Jahr!



1 W.F. von Holzhausen (1901), Matt in 1








2 A. Petrov (1845), Weiß zieht und Matt in 5








3 Kohtz/Kockelkorn (1875), Weiß zieht und Matt in 5





4 J. O' Donovan (1939), Weiß zieht und gewinnt





5 A. und K. Saritsjev (1928), Weiß zieht und hält remis



Lösungen:

1 Schwarz muss am Zug sein, da es keinen legalen Zug gibt, den er als letztes ausgeführt haben kann. Nach 1.- Txa7/Kxa7/Kxc7 setzt Weiß mit 2.Tc8/b8-S/bxa8-S matt.

2 1.Sg5+ Kh6 2.Th8+ Lxh8 3.Kg8 Sd6 4.Kxh8 (Zugzwang) Se4 5.Sf7#

3 1.Le5 ist der einzige Zug, der Matt in 5 ergibt. Nach z.B. 1.Lb2 Lh1 2.La3 g2 baut Schwarz eine Pattsituation auf und Weiß muss zunächst diese auflösen, wonach er Tempi verliert. Nach 1.Le5 Lh1 kommt 2.Lxg3 mit weiterem 3.Ld6, 4.Lf8 und 5.Lg7#

4 1.Dxg8+! (das vordergründige 1.Txg8+ Sxg8 2.Df7 führt nach der Fesselung 2.- Df8!! nur zum remis) 1.- Sxg8 2.Tf7! und Weiß gewinnt, z.B. 2.- Sf6 3.gxf6 Dxc5 4.Th7+ Kg8 5.f7+ Kf8 6.Th8+ Kg7 7.Tg8+ Kh6 8.f8-D+

5 1.Kc8!! b5 2.Kd7! b4 (2.- Lf5+ 3.Kd6 ist Zugumstellung) 3.Kd6 Lf5 4.Ke5! Lc8 5.Kd4 = (eine Variation auf die "Reti-Idee")

Montag, 28. Dezember 2009

Tactics (29)

Black's last move in Ofstad - Uhlmann (Halle 1963) was 17.- Be7xNg5. Black did not see any danger and thought White's attack is not strong enough. I must admit that I - looking at the position for some time - did also not see anything wrong with Bxg5. But - as always in life - it took a turn.




Solution (diff. ●●●●○): 18.Qd6+ Be7 19.Rxe7 (19.- Nxe7 20.Qf6+!! (amazing!) gxf6 21.Bh6#) 1-0 It's interesting that the position after 17.- Bxg5 is mate in 6!

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Donnerstag, 24. Dezember 2009

Tactics (28)

In the diagram below from Gutop - Roshal (Moscow 1963) Black has a very good move to play.




Solution (diff. ●●○○○): 1.- Qxd5! (2.Bxd5 Bxd5 and the mate on h1 cannot be covered because of the pin of the pawn f2) 0-1



Merry Christmas to Everyone

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Dienstag, 22. Dezember 2009

Computerzüge, die einem entgehen

Es gibt nicht wenige, die behaupten, dass die Arbeit mit einem Schachcomputer das eigene Spiel beeinflusst. Wie genau dieser Einfluss aussieht, ist noch unbestimmt. Man spricht sehr oft von "konkretem" Schach, im Gegensatz zu einer schablonenhaften Anwendung von Erlerntem. Für einen Schachcomputer ist jede Stellung "neu", der Rechenprozess beginnt bei Null. Auf Spieler, die sehr häufig mit dem Computer trainieren, dürfte diese Arbeitsweise zumindest teilweise abfärben, so dass sie auch in ihren Partien (unbewusst) nach dieser Technik verfahren. Ich will das in diesem Beitrag nicht vertiefen, sondern lediglich eine Beobachtung mitteilen, die ich in meinem letzten Mannschaftskampf machte. Sie betrifft Spieler, die (wie ich) noch nicht konkret genug spielen.
Im slawischen Abtauschsystem mit gegenseitigem Königsfianchetto kam es zur Diagrammposition, in der ich als Schwarzer am Zug war.



Mein Plan lag hier auf der Hand. Der rückständige weiße Bauer auf c3 sollte das (vorübergehende) Ziel des Angriffs sein. Dazu waren mehrere Etappen notwendig. Im ersten Teil des Plans, der in der Stellung bereits erfolgt war, spielte ich den Läufer von f5 nach e4, um ihn gegen den weißen Fianchettoläufer abzutauschen. Dies ist möglich, sobald der Springer von f3 wegzieht. Im zweiten Teil, der jetzt folgen sollte, war die Überführung des Springers via a5 nach c4 vorgesehen. Der Springer sollte dann gegen den weißen Springer abgetauscht werden. In dem dann entstehenden Schwerfigurenendspiel wird das Feld c4 besetzt, um den Druck auf die rückständigen weißen Bauern c3 und a2 zu maximieren. Hier sollte Schwarz gute Gewinnchancen haben.

Soviel zur Theorie, jetzt die Praxis. Wie gesagt plante ich in der Diagrammstellung Sc6-a5-c4. Dies schien mir jedoch im Moment nicht ausführbar zu sein, da Weiß die taktische Möglichkeit Sg5 zur Verfügung hat, wonach der Bauer h7 bedroht und der Läufer auf e4 ungenügend gedeckt ist. Leicht verärgert, aber ohne groß nachzudenken, zog ich hier 1.- h6, um Sg5 zu verhindern. Als ich die Partie am Abend zuhause mit dem Computer analysierte, war ich überrascht, dass er 1.- Sa5 als besten Zug auswarf. Ich konnte es zunächst nicht glauben, da ich mir sicher war, dass 2.Sg5 Weiß in Vorteil bringen musste. Oder hatte ich etwas übersehen?

Nach kurzem Nachdenken erkannte ich dann, was der Computer meinte. Er sah den Einschlag Dxh7+ nicht als Bedrohung an. Das war mir während der Partie vollkommen entgangen, da ich rein schablonenhaft und aus der Erfahrung urteilend einen Einschlag auf h7 als nicht hinnehmbar angesehen hatte. Rechnet man die Variante jedoch konkret durch, kann Weiß gar nicht 2.Sg5 spielen, da er nach 2.- Lxg2 3.Dxh7+ Kf6 4.Kxg2 Kxg5 eine Figur weniger hat. Zwar steht der schwarze König nach 5.Dh4+ Kf5 nicht sonderlich attraktiv, aber er kann sich doch mühelos nach d8 zurückziehen. Diese Position entstand nie vor meinem geistigen Auge, da ich die Variante nicht gerechnet hatte.

Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass wir uns manchmal Möglichkeiten entgehen lassen, weil wir uns (unbewusst) weigern, bestimmte Varianten konkret durchzurechnen. Auf der anderen Seite hat das schablonenhafte Denken natürlich auch große Vorteile, da man Positionen schnell erfassen kann und damit auch Bedenkzeit spart.

P.S. Die Partie endete remis. Zwar kam es zum prognostizierten Schwerfigurenendspiel, jedoch fehlte mir ein Tempo, um Druck aufbauen zu können. Ich vermute, das verlorene Tempo war 1.- h6.

Montag, 21. Dezember 2009

Kurz und schmerzhaft

Weiß: Drasko, Milan (2527)
Schwarz: Sedlak, Nikola (2576)
(Zadar Open 2009)


1.Sf3 c5 2.g3 g6 3.c4 Lg7 4.Lg2 Sc6 5.Sc3 a6 6.0-0 Tb8 7.a4 Sh6 (Schwarz bemüht sich, unsymmetrisch zu spielen. Ein Set-up mit d6 und Sf6 sieht natürlicher aus) 8.d4 cxd4 9.Sxd4 (Diagramm 1).


9.- Sxd4? Ein undurchdachter Zug, der Schwarz in die Bedrouille bringt. Warum er an dieser Stelle nicht rochierte, bleibt sein Geheimnis. 10.Lxh6 (Diagramm 2).


10.- Lxh6?? Ein kapitaler Bock. Hier musste Schwarz mit 10.- Le5 schon die Reißleine ziehen. Seine Stellung wäre nach 11.f4 Lf6 12.e4 Se6 13.e5 Lg7 14.Lxg7 Sxg7 noch spielbar gewesen. Der Bauernraub 10.- Sxe2+ 11.Dxe2 Lxh6 scheitert an der Gabel 12.De5! (hier zeigt sich schmerzhaft, dass Schwarz nicht rochiert hat). 11.Dxd4 0-0 (Diagramm 3).




12.Da7!! Plötzlich kann Schwarz den Turm auf b8 nicht mehr richtig decken. Hätte er vorher mal d6 gespielt, hätte ihn ein solcher Zug nicht erwischen können. 12.- Dc7 13.Sd5 Dd6 14.c5 De5 15.f4 1-0

(Dank an F.R. für die Übermittlung dieser Partie.)

Dienstag, 15. Dezember 2009

Missed Chance (1)

In the diagram below you see a position from Howell - Carlsen (London 2009). Black to move missed a simple win.




How it could have gone: 52.- Ra2+ 53.Kg3 (53.Kh3 Rh1+) Rg1+ 54.Kf4 Rf2+ 55.Kxe4 Rxg4+ 56.Kd3 Rxf5 +-

Since Carlsen didn't play this, the game ended drawin move 79.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Der Regenschirm

Der Regenschirm ist ein nützlicher Gegenstand. Man kann ihn im aufgespannten Zustand als Schutz vor Regentropfen nutzen, wie auch - im geschlossenen Zustand - als Schutz vor tätlichen Angriffen. Jedenfalls sagen das Kampfsportlehrer, die es wissen müssen.





Im Schach wird der Begriff "Regenschirm" als Bezeichnung für einen gegnerischen Bauern verwendet, der den eigenen König vor Schachgeboten schützt. Das kommt vor allem in Turmendspielen häufiger vor. Im unteren Diagramm sieht man Schwarz am Zug in der Partie Velicka - Polak (Tschechische Liga 1995).



Schwarz spielte nun 1.- f4! und forcierte nach 2.gxf4 Tb2+ (2.- Kxf4 ist remis) 3.Kf1 Kf3! den Regenschirm.


Weiß kann den schwarzen König nun nicht aus seiner aktiven, mattdrohenden Position verdrängen, da das Turmschach auf f5 nicht möglich ist. Schwarz gewann nach wenigen Zügen.

Jüngstes Beispiel zum Regenschirm ist die Partie Karjakin - Mamedyarov (Khanty Mansiysk 2009). Weiß am Zug (Diagramm unten) spannte mit ...



1.f4! den Regenschirm auf. Schwarz kann nun nicht auf f4 nehmen, da dann (wie im obigen Beispiel) ein Schach auf der f-Linie entfiele. Er würde nach 1.- gxf4 2.Te5 (oder Tg5 oder Th5) mattgesetzt. Mamedyarov versuchte noch 1.- Tf2, gab aber nach 2.Td5+ Kc8 3.Ke7 auf (3.- Te2+ 4.Te5 Tc2 5.f5 +-).

Man sieht, man kann gegnerische Bauern gut als Schutzschild, äh Regenschirm, benutzen.

Tactics (27)

White to move in Carlsen - McShane (London 2009).




Solution (diff. ●●●○○): 1.Nxf4 exf4 2.e5+! dxe5 (2.- Kxe5 3.Re7+) 3.d6! e4 4.Bxe4 Re3 5.Bd5! (blocks the d-file; now white wins the black bishop with d7) 5.- Kf5 6.Kh2 Re5 7.Bf3 Kf6 8.d7 1-0 These days Magnus Carlsen plays on the edge o

f his seat.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Best move (3)

Position from Unzicker - Botvinnik (Oberhausen 1961). What is the best move for white?



Solution: 1.Re6+! forces mate in 7. The longest line is 1.- fxe6 (1.- Kxe6 2.Qc6+ Ke7 3.Qf6+ Ke8 4.Rb8+ Rd8 5.Rxd8#) 2.Qg7+ Kd8 3.Qxh8+ Kc7 4.Qb8+ Kc6 5.Rb6+ Kd5 6.Qa8+ Rb7 7.Qxb7#

Interestingly White did not see this blow. He played 1.e6 which is also winning but not that fast (though Black resigned on the spot).