Mittwoch, 30. Dezember 2009

Fünf Silvester-Knacknüsse

Für Leute, die wenig mit Ballern und Böllern anfangen können, habe ich fünf Schachaufgaben zusammengestellt, die einem die Zeit an Silvester oder Neujahr vertreiben helfen. Der Schwierigkeitsgrad ist von eins nach fünf steigend. Viel Spaß und einen guten Rutsch ins neue Jahr!



1 W.F. von Holzhausen (1901), Matt in 1








2 A. Petrov (1845), Weiß zieht und Matt in 5








3 Kohtz/Kockelkorn (1875), Weiß zieht und Matt in 5





4 J. O' Donovan (1939), Weiß zieht und gewinnt





5 A. und K. Saritsjev (1928), Weiß zieht und hält remis



Lösungen:

1 Schwarz muss am Zug sein, da es keinen legalen Zug gibt, den er als letztes ausgeführt haben kann. Nach 1.- Txa7/Kxa7/Kxc7 setzt Weiß mit 2.Tc8/b8-S/bxa8-S matt.

2 1.Sg5+ Kh6 2.Th8+ Lxh8 3.Kg8 Sd6 4.Kxh8 (Zugzwang) Se4 5.Sf7#

3 1.Le5 ist der einzige Zug, der Matt in 5 ergibt. Nach z.B. 1.Lb2 Lh1 2.La3 g2 baut Schwarz eine Pattsituation auf und Weiß muss zunächst diese auflösen, wonach er Tempi verliert. Nach 1.Le5 Lh1 kommt 2.Lxg3 mit weiterem 3.Ld6, 4.Lf8 und 5.Lg7#

4 1.Dxg8+! (das vordergründige 1.Txg8+ Sxg8 2.Df7 führt nach der Fesselung 2.- Df8!! nur zum remis) 1.- Sxg8 2.Tf7! und Weiß gewinnt, z.B. 2.- Sf6 3.gxf6 Dxc5 4.Th7+ Kg8 5.f7+ Kf8 6.Th8+ Kg7 7.Tg8+ Kh6 8.f8-D+

5 1.Kc8!! b5 2.Kd7! b4 (2.- Lf5+ 3.Kd6 ist Zugumstellung) 3.Kd6 Lf5 4.Ke5! Lc8 5.Kd4 = (eine Variation auf die "Reti-Idee")

Montag, 28. Dezember 2009

Tactics (29)

Black's last move in Ofstad - Uhlmann (Halle 1963) was 17.- Be7xNg5. Black did not see any danger and thought White's attack is not strong enough. I must admit that I - looking at the position for some time - did also not see anything wrong with Bxg5. But - as always in life - it took a turn.




Solution (diff. ●●●●○): 18.Qd6+ Be7 19.Rxe7 (19.- Nxe7 20.Qf6+!! (amazing!) gxf6 21.Bh6#) 1-0 It's interesting that the position after 17.- Bxg5 is mate in 6!

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Donnerstag, 24. Dezember 2009

Tactics (28)

In the diagram below from Gutop - Roshal (Moscow 1963) Black has a very good move to play.




Solution (diff. ●●○○○): 1.- Qxd5! (2.Bxd5 Bxd5 and the mate on h1 cannot be covered because of the pin of the pawn f2) 0-1



Merry Christmas to Everyone

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Dienstag, 22. Dezember 2009

Computerzüge, die einem entgehen

Es gibt nicht wenige, die behaupten, dass die Arbeit mit einem Schachcomputer das eigene Spiel beeinflusst. Wie genau dieser Einfluss aussieht, ist noch unbestimmt. Man spricht sehr oft von "konkretem" Schach, im Gegensatz zu einer schablonenhaften Anwendung von Erlerntem. Für einen Schachcomputer ist jede Stellung "neu", der Rechenprozess beginnt bei Null. Auf Spieler, die sehr häufig mit dem Computer trainieren, dürfte diese Arbeitsweise zumindest teilweise abfärben, so dass sie auch in ihren Partien (unbewusst) nach dieser Technik verfahren. Ich will das in diesem Beitrag nicht vertiefen, sondern lediglich eine Beobachtung mitteilen, die ich in meinem letzten Mannschaftskampf machte. Sie betrifft Spieler, die (wie ich) noch nicht konkret genug spielen.
Im slawischen Abtauschsystem mit gegenseitigem Königsfianchetto kam es zur Diagrammposition, in der ich als Schwarzer am Zug war.



Mein Plan lag hier auf der Hand. Der rückständige weiße Bauer auf c3 sollte das (vorübergehende) Ziel des Angriffs sein. Dazu waren mehrere Etappen notwendig. Im ersten Teil des Plans, der in der Stellung bereits erfolgt war, spielte ich den Läufer von f5 nach e4, um ihn gegen den weißen Fianchettoläufer abzutauschen. Dies ist möglich, sobald der Springer von f3 wegzieht. Im zweiten Teil, der jetzt folgen sollte, war die Überführung des Springers via a5 nach c4 vorgesehen. Der Springer sollte dann gegen den weißen Springer abgetauscht werden. In dem dann entstehenden Schwerfigurenendspiel wird das Feld c4 besetzt, um den Druck auf die rückständigen weißen Bauern c3 und a2 zu maximieren. Hier sollte Schwarz gute Gewinnchancen haben.

Soviel zur Theorie, jetzt die Praxis. Wie gesagt plante ich in der Diagrammstellung Sc6-a5-c4. Dies schien mir jedoch im Moment nicht ausführbar zu sein, da Weiß die taktische Möglichkeit Sg5 zur Verfügung hat, wonach der Bauer h7 bedroht und der Läufer auf e4 ungenügend gedeckt ist. Leicht verärgert, aber ohne groß nachzudenken, zog ich hier 1.- h6, um Sg5 zu verhindern. Als ich die Partie am Abend zuhause mit dem Computer analysierte, war ich überrascht, dass er 1.- Sa5 als besten Zug auswarf. Ich konnte es zunächst nicht glauben, da ich mir sicher war, dass 2.Sg5 Weiß in Vorteil bringen musste. Oder hatte ich etwas übersehen?

Nach kurzem Nachdenken erkannte ich dann, was der Computer meinte. Er sah den Einschlag Dxh7+ nicht als Bedrohung an. Das war mir während der Partie vollkommen entgangen, da ich rein schablonenhaft und aus der Erfahrung urteilend einen Einschlag auf h7 als nicht hinnehmbar angesehen hatte. Rechnet man die Variante jedoch konkret durch, kann Weiß gar nicht 2.Sg5 spielen, da er nach 2.- Lxg2 3.Dxh7+ Kf6 4.Kxg2 Kxg5 eine Figur weniger hat. Zwar steht der schwarze König nach 5.Dh4+ Kf5 nicht sonderlich attraktiv, aber er kann sich doch mühelos nach d8 zurückziehen. Diese Position entstand nie vor meinem geistigen Auge, da ich die Variante nicht gerechnet hatte.

Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass wir uns manchmal Möglichkeiten entgehen lassen, weil wir uns (unbewusst) weigern, bestimmte Varianten konkret durchzurechnen. Auf der anderen Seite hat das schablonenhafte Denken natürlich auch große Vorteile, da man Positionen schnell erfassen kann und damit auch Bedenkzeit spart.

P.S. Die Partie endete remis. Zwar kam es zum prognostizierten Schwerfigurenendspiel, jedoch fehlte mir ein Tempo, um Druck aufbauen zu können. Ich vermute, das verlorene Tempo war 1.- h6.

Montag, 21. Dezember 2009

Kurz und schmerzhaft

Weiß: Drasko, Milan (2527)
Schwarz: Sedlak, Nikola (2576)
(Zadar Open 2009)


1.Sf3 c5 2.g3 g6 3.c4 Lg7 4.Lg2 Sc6 5.Sc3 a6 6.0-0 Tb8 7.a4 Sh6 (Schwarz bemüht sich, unsymmetrisch zu spielen. Ein Set-up mit d6 und Sf6 sieht natürlicher aus) 8.d4 cxd4 9.Sxd4 (Diagramm 1).


9.- Sxd4? Ein undurchdachter Zug, der Schwarz in die Bedrouille bringt. Warum er an dieser Stelle nicht rochierte, bleibt sein Geheimnis. 10.Lxh6 (Diagramm 2).


10.- Lxh6?? Ein kapitaler Bock. Hier musste Schwarz mit 10.- Le5 schon die Reißleine ziehen. Seine Stellung wäre nach 11.f4 Lf6 12.e4 Se6 13.e5 Lg7 14.Lxg7 Sxg7 noch spielbar gewesen. Der Bauernraub 10.- Sxe2+ 11.Dxe2 Lxh6 scheitert an der Gabel 12.De5! (hier zeigt sich schmerzhaft, dass Schwarz nicht rochiert hat). 11.Dxd4 0-0 (Diagramm 3).




12.Da7!! Plötzlich kann Schwarz den Turm auf b8 nicht mehr richtig decken. Hätte er vorher mal d6 gespielt, hätte ihn ein solcher Zug nicht erwischen können. 12.- Dc7 13.Sd5 Dd6 14.c5 De5 15.f4 1-0

(Dank an F.R. für die Übermittlung dieser Partie.)

Dienstag, 15. Dezember 2009

Missed Chance (1)

In the diagram below you see a position from Howell - Carlsen (London 2009). Black to move missed a simple win.




How it could have gone: 52.- Ra2+ 53.Kg3 (53.Kh3 Rh1+) Rg1+ 54.Kf4 Rf2+ 55.Kxe4 Rxg4+ 56.Kd3 Rxf5 +-

Since Carlsen didn't play this, the game ended drawin move 79.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Der Regenschirm

Der Regenschirm ist ein nützlicher Gegenstand. Man kann ihn im aufgespannten Zustand als Schutz vor Regentropfen nutzen, wie auch - im geschlossenen Zustand - als Schutz vor tätlichen Angriffen. Jedenfalls sagen das Kampfsportlehrer, die es wissen müssen.





Im Schach wird der Begriff "Regenschirm" als Bezeichnung für einen gegnerischen Bauern verwendet, der den eigenen König vor Schachgeboten schützt. Das kommt vor allem in Turmendspielen häufiger vor. Im unteren Diagramm sieht man Schwarz am Zug in der Partie Velicka - Polak (Tschechische Liga 1995).



Schwarz spielte nun 1.- f4! und forcierte nach 2.gxf4 Tb2+ (2.- Kxf4 ist remis) 3.Kf1 Kf3! den Regenschirm.


Weiß kann den schwarzen König nun nicht aus seiner aktiven, mattdrohenden Position verdrängen, da das Turmschach auf f5 nicht möglich ist. Schwarz gewann nach wenigen Zügen.

Jüngstes Beispiel zum Regenschirm ist die Partie Karjakin - Mamedyarov (Khanty Mansiysk 2009). Weiß am Zug (Diagramm unten) spannte mit ...



1.f4! den Regenschirm auf. Schwarz kann nun nicht auf f4 nehmen, da dann (wie im obigen Beispiel) ein Schach auf der f-Linie entfiele. Er würde nach 1.- gxf4 2.Te5 (oder Tg5 oder Th5) mattgesetzt. Mamedyarov versuchte noch 1.- Tf2, gab aber nach 2.Td5+ Kc8 3.Ke7 auf (3.- Te2+ 4.Te5 Tc2 5.f5 +-).

Man sieht, man kann gegnerische Bauern gut als Schutzschild, äh Regenschirm, benutzen.

Tactics (27)

White to move in Carlsen - McShane (London 2009).




Solution (diff. ●●●○○): 1.Nxf4 exf4 2.e5+! dxe5 (2.- Kxe5 3.Re7+) 3.d6! e4 4.Bxe4 Re3 5.Bd5! (blocks the d-file; now white wins the black bishop with d7) 5.- Kf5 6.Kh2 Re5 7.Bf3 Kf6 8.d7 1-0 These days Magnus Carlsen plays on the edge o

f his seat.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Best move (3)

Position from Unzicker - Botvinnik (Oberhausen 1961). What is the best move for white?



Solution: 1.Re6+! forces mate in 7. The longest line is 1.- fxe6 (1.- Kxe6 2.Qc6+ Ke7 3.Qf6+ Ke8 4.Rb8+ Rd8 5.Rxd8#) 2.Qg7+ Kd8 3.Qxh8+ Kc7 4.Qb8+ Kc6 5.Rb6+ Kd5 6.Qa8+ Rb7 7.Qxb7#

Interestingly White did not see this blow. He played 1.e6 which is also winning but not that fast (though Black resigned on the spot).

Freitag, 27. November 2009

Ivanchuk: "Werde Hobbyspieler"

Nachdem Vassili Ivanchuk beim World Cup in Khanty-Mansiysk in der zweiten Runde sang- und klanglos gegen den jungen Philippiner Wesley So ausgeschieden war (0,5-1,5), verkündete er auf der folgenden Pressekonferenz überraschend, er werde Schach nur noch hobbymäßig betreiben.


Sichtlich angefressen meinte der Ukrainer, es sei "ein Zeichen des Schicksals", dass er gegen einen schwächeren Gegner verlor. Das Schicksal sage ihm, "er solle mit Schach aufhören, es sei nicht sein Ding". Er habe nun keine ernsthaften Pläne und professionellen Ziele mehr. (Quelle: ugra-chess.ru)

Obwohl man die Äußerungen Ivanchuks durchaus ernst nehmen sollte, entspringen sie doch eher der Enttäuschung des frühen Ausscheidens. Man kann davon ausgehen, dass er weitermachen wird - schon aus dem Grund, dass er sein Leben lang nichts anderes getan hat. Er atmet Schach.

Montag, 23. November 2009

Tactics (26)

Black to move in Kryvoruchko - Cheparinov (Khanty-Mansiysk 2009, rapid).



Solution (diff. ●○○○○): 1.- Rxf4 2.Rxf4 Dc7 winning a piece 0-1

Ein schlechter Tag für Td2

Der an sich harmlose Zug "Turm nach d2" erweist sich derzeit beim World Cup in Khanty-Mansiysk als höchstgefährlich. In den Schnellschachpartien der ersten Runde fielen ihm gleich zwei Großmeister zum Opfer. In der unteren Stellung aus Shulman - B. Savchenko zog Weiß als letztes 1.Td1-d2. Darauf folgte ...



1.- Te6! und die Dame ist weg.
Nicht besser erging es Weiß in der Partie Gustafsson - Inarkiev. Nach 1.Td6-d2 setzte Schwarz


mit 1.- Te1 matt.

Durch diese Begebenheiten wird der Zug aber wohl kaum an Attraktivität verlieren.

Dienstag, 17. November 2009

Tactics (25)

Black to move in Almasi - Winants (Calvia 2004).




Solution (diff. ●●○○○): 1.- Qg4! (2.Rxe3 Qd1#; 2.Nf3 Qc4+! 3.Qxc4 bxc4+ 4.Kxc4 Rxe2) 0-1

Samstag, 14. November 2009

Blunder (7)

In the diagram position from Bezold - Shirov (Bundesliga 2009) Black blundered with his last move 15.- Nf6-d7??


Now White wins a piece with 16.d5 and Black resigned (for example 16.- Bxg5 17.dxc6 Nxc6 18.Nxg5 Qxg5 19.Rxd7 +-).

Dienstag, 10. November 2009

Tactics (24)

White to move in Spassky - Korchnoi (Kiev 1968, 7.).



Solution (diff. ●○○○○): 1.Qh6+! (1.- Kxh6 2.Rh1#) 1-0

Samstag, 7. November 2009

Tactics (23)

Black to move in Rivera - Fischer (Varna 1962).


Solution (diff.: ●●○○○): 1.- Qc6 2.f3 Qb5! (winning a piece) 3.Ba4 Qxb2 0-1

Dienstag, 20. Oktober 2009

Endspiel: Turm gegen Bauer

Das Endspiel Turm gegen Bauer gehört meines Erachtens zu den einfachsten Abspielen. Es lässt sich leicht berechnen, da der einzige Plan der Bauernpartei darin besteht, den Bauern umzuwandeln, um das Remis zu erreichen. Verblüffenderweise kommt es dennoch vor, dass Großmeister in diesem Endspiel fehlgreifen.
Prominentestes Beispiel ist hier die Weltmeisterschaftspartie Aljechin - Bogoljubov (Den Haag 1929, 19. Partie). Im Diagramm unten spielte Bogoljubov 70.- Kg4??



Daraufhin bedankte sich Aljechin und lenkte mit 71.b7 f5 72.b8-D Txb8 73.Txb8 in ein gewonnenes Endspiel Turm gegen Bauer ein. Nach 73.- f4 74.Kd5 f3 75.Ke4 f2 76.Tf8 Kg3 77.Ke3 gab Bogoljubov auf.

Notwendig war 70.- Ke4! Dvoretzky nennt das einen Bodycheck[1]. Falls Weiß dann umwandeln würde, würde der schwarze König den weißen König daran hindern, über die Mitte an den Bauern heranzulaufen. Nach 71.b7 f5 72.b8-D Txb8 73.Txb8 f4 hätte sich folgende Situation ergeben können:




Diese Stellung ist remis, da der weiße König nicht an den Bauern herankommt.

Einen Überblick über die Pläne der Turmpartei bietet die Studie von Kopaev (1954) :



Weiß am Zuge muss seinen König aktivieren. Optisch sieht es nicht so gut aus, da der weiße König weit entfernt ist - dennoch ist er noch nahe genug! Zunächst spielt Weiß 1.Tf7+. Nach 1.- Ke3 (Variante 1) kommt 2.Tg8! Da es in der Literatur keinen Namen für dieses Manöver gibt, nenne ich es mal "Stopper". Zum einen stoppt der Turm den Bauern, der nicht vorwärts gehen kann, zum anderen muss der gegnerische König wieder zurückgehen, um den Bauern zu decken. 1.Tf7+ war eine notwendige Vorbereitung für den Stopper, da Schwarz auf 1.Tg7? einfach 1.- g4 gespielt hätte. 2.- Kf4

Da der schwarze König auf f4 dem weißen König den Zugang über die Mitte verbaut (Bodycheck), muss Weiß eine andere Route nehmen (siehe Diagramm unten).



3.Kf7 g4 4.Kg6! g3 5.Kh5 Kf3 6.Kh4 g2 7.Kh3 +-

Kommen wir zur Variante 2 (Schwarz spielt 1.-Kg3 und macht den Weg über die h-Linie dicht). Jetzt nimmt Weiß die Route über die Mitte. 2.Ke7 g4 3.Ke6 Kh2 4.Ke5 g3 5.Kf4 g2 6.Th1+ Kg1 7.Kg3! Kf1 (siehe Diagramm).



Nach 8.Tf7+ Kg1 9.Tf8 (Abwartezug) Kh1 10.Th8+ Kg1 11.Th2 gewinnt Weiß den Bauern und die Partie.

Für einige Verwirrung in der Szene sorgte jüngst die Partie Cheparinov - Almeida Quintana (Spanische Liga 2009). Cheparinov verschenkte einen Sieg in folgender Stellung:


Hier spielte Weiß, der sich nicht in Zeitnot befand, 55.Ta5+??; stattdessen wäre der Sieg mit 55.Kd6! einfach zu erreichen gewesen. Wie kann man sich das erklären? Meines Erachtens hat Weiß zwar richtig erkannt, dass der schwarze König optimal platziert ist, um den weißen König beim Marsch durch die Mitte zu hindern (Bodycheck, siehe oben). Aber dafür hat Schwarz ein Tempo weniger (!), so dass Weiß dennoch an den Bauern herankommt durch Oppositonsstellung und Turmschach. Das geht so:

55.Kd6 g4 56.Kd5 Kf4 57.Kd4 Kf3 58.Kd3 g3 59.Tf7+ Kg2 (Weiß hat sein Ziel erreicht; der schwarze König blockiert seinen eigenen Bauern) 60.Ke3 und Weiß gewinnt.

Bei dem Endspieltyp Turm gegen Bauer ist es im Prinzip ausreichend, die generellen Ideen zu kennen. Mit einfacher Variantenberechnung zusätzlich ist die Stellung leicht zu taxieren, da die Zahl der sinnvollen Züge für beide Parteien sehr begrenzt ist.
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[1] Dvoretzky, Mark: "Die Endspieluniversität", S. 176.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Tactics (22)

White to move in Sargissian - Caruana (Ohrid 2009).



Solution (diff. ●●●○○): 1.Re6 fxe6 2.Bxh6+ Kg8 3.Rb3! 1-0 (3.-Qxb3 4.Qxe6+ Kh8 5.Qf7! with mate to follow)

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Tactics (21)

There is one sentence by Fischer that is quoted very often: "Tactics flow from a positionally superior game." [1] This is easy to understand because a superior position also means that the enemy's pieces are misplaced - and this gives the opportunity for forkes and so on. At least this is my interpretation.
In the diagram below from the game Beliavsky - Brondum (Copenhagen 2002) you see a superior position. White to move has all pieces actively placed and it's just a question of time that he breaks through. Or am I too fast and the attack is not yet strong enough? What do you think?


diff. ●●●○○

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[1] Fischer, Robert J.: My 60 Memorable Games, p. 16.

Samstag, 26. September 2009

Tactics (20)

Position from the game Meier, G. - Acs (Paks 2009). This position also arose in Werle - Macieja (Bundesliga 2008) where White continued with 21.Nb3 and the game ended with a draw (36.). Meier found an improvement that was winning on the spot.



Solution (diff. ●●●●●): 21.Nxe6!! fxe6 22.Rxc5 Rxc5 (22.- Qxc5 23.Qxe6+ Kf8 24.Qxf6+ Ke8 25.Qe6+ Kf8 26.Rd1! This position is hard to understand. White is a rook down but Black cannot coordinate his forces. It is probable that Meier found the variation in home analysis with the computer. 26.- Qc6 27.Rd6! and now White is winning material back +-) 23.Qxe6+ Kf8 (23.- Kd8 24.Rd1+ Kc7 25.Rd7+ Kb8 26.Qb6!! the only move that is winning here) 24.Rd1 Kg7 25.h4!! Qg6 (25.- Qe5 26.Rd7+ Kh8 27.Qf7 Rxg3+ 28.Kf1!! +-) 26.Qe7+ Kh6 27.Qxc5 Qxe4 28.Rd6 and White was winning with the extra pawn and due to the exposed position of the black king (39.)

Donnerstag, 24. September 2009

Tactics (19)

This is a rather realistic study by Gurgenidze and Mitrofanov (1987). White is to move and the key question is (you guess) if one of the pawns is able to promote. Well, the answer is: yes, it is possible, but how?

Solution (diff. ●●●●●):

1.a6 Ra1

1.- Rf8 is useless. 2.a7 Ke4 (2.- Rf7+ 3.Kg6 Rxa7? 4.Bg1+ +-: 2.- Ra8 3.d7 +-) 3.d7 Rd8 4.Kg6 +-

2.Bg1+!! Rxg1

3.Kh8!!

A most brilliant move; 3.a7 is only draw after 3.- Ra1 4.Kg6 Rxa7 and Black has to give the rook to prevent the promotion. 3.Kh8!! looks somehow strange but it is so good because the back rank is in this case the best square for the white king (Black cannot take one of the pawns with check nor can he pin one - which would be possible with the white king on the 7th rank).

So, after 3.- Ra1 there comes 4.d7 +-, and after 3.- Rd1 4.a7 +-

3.- Rh1+ (the last try) 4.Kg8 Rg1+ 5.Kf8 Rh1 6.d7 +-


Dienstag, 22. September 2009

Kasparov vs. Karpov 2009 - nostalgisches Gruftischach


Als vor einiger Zeit die Ankündigung eines Wettkampfs Kasparov gegen Karpov als Erinnerung an das legendäre Match 1984/1985 [1] die Runde machte, wagte man kaum die beliebte Sportfloskel "ein mit Spannung erwartetes Spiel" in den Mund zu nehmen. Man runzelte eher die Stirn und dachte sich: "Auch das noch". Denn vom rein schachlichen Gesichtspunkt dürfte die Veranstaltung in Valencia wenig interessant sein - zu lange sind die Kontrahenten aus dem Profigeschäft. Um auch gar nicht den Eindruck zu erwecken, als handele es sich um mehr als eine nostalgische Geburtstagsfeier, setzten die Organisatoren lediglich Schnellschach- und Blitzpartien an.

Zwei dieser Partien wurden heute gespielt. Wer auf Karpov Geld gesetzt hatte, musste schnell erkennen, dass dies eine Fehlinvestition war. Der längjährige Weltmeister spielte eine Serie von merkwürdigen Zügen, die direkt aus der Gruft zu kommen schienen. Exemplarisch folgende Stellung aus der zweiten Partie:




Als Schwarzer spielte Karpov hier den Zug 1.- Sc5?? (besser ist 1.- Se5, wonach der Springer auf g6 Verteidigungsaufgaben übernehmen kann). Man kann spekulieren, ob er die folgende Kombination übersehen hat. Besonders schwierig ist sie nicht und dürfte Kasparov kaum Zeit gekostet haben. Da die schwarzen Figuren sich am Damenflügel versammelt haben, liegt ein Mattangriff auf der Hand. 2.Sf6+! gxf6 3.Dh6 f5 4.Dg5+ Kh8 4.Df6+ Kg8 5.Txf5 Se4 6.Dh4! (greift den Springer an) Te8 7.Th5 f5 1-0

Die Partien heute zeigen, dass Karpov zumindest eine Formschwäche hat. Man kann ihm nur wünschen, dass es in den morgigen beiden Partien wenigstens noch zu einem halben Zähler reicht. Kasparov hingegen spielte so, als wäre er noch so faltenlos wie auf dem obigen Plakat.
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[1] Das Moskauer Match 1984/1985, das heute als legendär bezeichnet wird, galt damals als das langweiligste der WM-Geschichte. Da die Partienzahl nicht limitiert war, spielte man so lange, dass selbst die Zeitungen keine Lust mehr hatten, die Partien abzudrucken. Konsequenterweise wurde der Kampf bei einer 5:3-Führung von Karpov abgebrochen. Das zweite Match über 24 Partien gewann Kasparov dann 1985 ebenfalls in Moskau.

Montag, 14. September 2009

Tactics (18)

Position from the game Wesely - Antosch (CSSR 1968) [1] with White to move. Keep in mind that the pure stoppage of the black a-pawn with the knight does lead to nowhere because White cannot win the black g-pawn.



Solution (diff ●●●○○): 1.Kf7! a4 2.Ng6+! Kh7 3.Ne5! a3 (3.- Kh8? 4.g6 a3 5.Kf8 and 6.Nf7# to follow) 4.g6+ Kh6 (4.- Kh8 leads to thre line mentioned before) 5.Ng4+! Kg5 6.Ne3 a2 7.Nc2 1-0 (after 7.- Kh6 White wins the g-pawn with 8.Na1)
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[1] I did not find the game in the database. Quoted from the book "Tactical Chess Endings" by John Nunn.

Freitag, 11. September 2009

Die Aktivität des Königs im Endspiel (1)

Es ist heutzutage schon eine Binsenweisheit, dass der König im Endspiel eine starke Figur darstellt. Bei reduziertem Material läuft er weniger Gefahr, bedroht zu werden, und er kann sich aktiv am Geschehen beteiligen: "Im Mittelspiel ist der König bloßer Statist, im Endspiel dagegen - einer der Hauptakteure." (Nimzowitsch) [1]. Betätigungsfelder für den König sind hierbei z.B. die Unterstützung von Freibauern oder das Aufstellen von Mattdohungen - meistens in Zusammenarbeit mit Schwerfiguren. "Im Prinzip ist der beste Platz für den König derjenige, wo er etwas zu tun hat." (Dvoretzky) [2]

In der folgenden Studie von Troitzky (1930) bekommt der König etwas zu tun.



Weiß am Zug liegt zwei Bauern hinten, aber sein König kann jetzt mit 1.Kg6! maximal aktiviert werden und Matt auf g7 drohen. 1.- Dc6 (einziger Zug) 2.Dxc6! dxc6 3.a4. Weiß profitiert davon, dass die schwarzen Bauern nicht allzu weit vorgerückt sind. Der logische Plan für Schwarz wäre das Vorrücken des h-Bauern, aber das funktioniert hier nicht, weil der Bauer c6 die Diagonale h1-a8 blockiert, so dass Weiß mit Matt umwandeln würde. Schwarz kann jetzt nur noch den f-Bauern umwandeln, da sich auch sein König nicht im Quadrat des weißen a-Bauern befindet. 3.- f4 4.a5 f3 5.a6 f2 6.a7 f1-D 7.a8-D+ Df8.

Schwarz konnte das unmittelbare Matt abwenden, aber der aktivierte weiße König engt ihn weiterhin ein.




8.Da2+ Kh8 (das Problem von Schwarz ist, dass er seine Dame nicht dazwischenstellen kann) 9.Db2+ Kg8 10.Db3+ (Weiß "fährt Fahrstuhl", um seine Dame näher heranzubringen) Kh8 11.Dc3+ Kg8 12.Dc4+ Kh8 13.Dd4+ Kg8 14.Dd7! (stünde kein schwarzer Bauer auf c6, könnte Weiß mit Dd5+ und Dxh5+ noch schneller gewinnen; nach 14.Dd7!, was Dh7# droht, hat die schwarze Dame kein sinnvolles Schach) Dh6+ 15.Kxh6 Kf8 16.Kg6 Kg8 17.Dg7# (am Ende setzt die weiße Dame also doch auf g7 matt; allerdings ist es eine andere als die, die am Anfang auf dem Brett stand).
In diesem Beispiel war die Aktivität des Königs zwei Bauern wert.

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[1] Nimzowitsch, Aaron: "Mein System", S. 146.
[2] Dvoretzky, Mark: "Die Endspieluniversität", S. 400.

Dienstag, 8. September 2009

Trainingssitzung mit Kasparov

Heute morgen musste ich mir doch etwas die Augen reiben, als ich auf chessbase.com las, dass das norwegische Supertalent Magnus Carlsen vom ehemaligen Weltmeister Garry Kasparov trainiert wird - und das schon seit sechs Monaten. Ziel sei es, Carlsen im nächsten Jahr zur Nummer 1 zu machen.
War diese Nachricht schon eine ziemliche Überraschung, so haute mich das mitgelieferte "Beweisfoto" [1] komplett aus den Schuhen.



Der Mann links ist Kasparov. Er trägt ein Basketball-Shirt und bedient einen Toshiba-Laptop. Im Hintergund sieht man einen Fernseher, der etwas mickrig geraten ist. Am Tisch daneben sitzt Magnus Carlsen und führt einen Zug aus. Er hat drei Wasserflaschen vor sich stehen und eine Tüte mit Fruchtsaft. Zum Trinken benutzt er ein Glas (vermutlich hat Kasparov ihm gesagt, er solle nicht aus der Flasche trinken). Den obligatorischen Rucksack hat Magnus auf einem Stuhl abgelegt. Laut chessbase.com soll sich diese Session in Kasparovs Ferienhaus in Kroatien abgespielt haben.

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[1] by chessbase.com

Montag, 7. September 2009

Finde den kürzesten Weg zum Matt

Was ist der kürzeste Weg für Weiß zum Matt (Savchenko, B. - Zabotin, Ulan Ude 2009)?



Lösung: Matt in 5: 1.Sd8+ Ke7 2.Txe6+ Lxe6 (2.- Kxd8 3.Dg5#) 3.Txe6+ Kxd8 4.Dg5+ (1-0) Kd7 5.De7# ---- 1.Sg5+ (Matt in 6); 1.Sd6+ (Matt in 7); 1.Sh8+ (Matt in 8); 1.Sh6+ (Matt in 11)

Donnerstag, 3. September 2009

Tactics (17)

White to move in Matlakov - Landa (Ulan Ude 2009).



Solution (diff. ●●○○○): 23.Nf5+! Kf7 (23.- exf5 24.Rxe5+ +-) 24.Nh6+ Kg7 25.Nxg8 axb5 (25.- Kxg8 26.Rd8+ Kg7 27.Rxe5 fxe5 28.Bc6 Rb8 29.Bd7 +-) 26.Nxf6 Nxf6 27.Rxe5 Nd5 28.Rg1+ Kf8 29.Reg5 1-0

Mittwoch, 2. September 2009

Tactics (16)

White to move in Zvjaginsev - Kornev (Ulan Ude 2009).



Solution (diff. ●○○○○): 1.Ne6+ Rxe6 (1.- Ke8 2.Re7#) 2.Kxe6 Kxc7 3.g6 1-0

Samstag, 29. August 2009

Tactics (15)

Black to move in Vezzosi - Bruno (Bratto 2009).



Solution (diff. ●○○○○): 1.- Rxe2+ (the beginning of a big exchange) 2.Kxe2 d1-Q+ 3.Rxd1 Bxd1 4.Kxd1 Kh4 with an elementary won endgame 0-1

Freitag, 28. August 2009

Endspiel: Turm gegen Läufer

Ein Endspiel Turm gegen Läufer ist in der Regel remis. Schwierig wird es für die unterlegene Partei nur, wenn ihr König in der falschen Ecke eingeklemmt ist. Die falsche Ecke ist diejenige, die die Farbe des Läufers hat. Im Diagramm sieht man, warum das problematisch ist. In der oberen Stellung ist der schwarze König in der richtigen Ecke. Weiß kann keine Fortschritte machen, da der Turm die achte Reihe wieder verlassen muss, um die Pattstellung aufzuheben.



In der unteren Stellung hingegen gewinnt Weiß, indem er den Turm auf der achten Reihe lässt und nach Kh8 mit Txf8 matt setzt.

Die untere Stellung lässt sich z.B. aus folgender Konstellation herleiten (Studie von Horwitz/Kling, 1851):


Der Bauer auf g6 steht im Prinzip ungünstig für Weiß, da er dem König das wichtige Feld g6 nimmt. Weiß kommt jetzt nur weiter, indem er den Bauern opfert:

1.g7! (-> 2.Kg6; schlecht ist jetzt 1.- Lxg7 wegen 2.Kg6 Le5 3.Te7 Ld6 4.Te8+ Lf8 und die Position aus Diagramm 1, unten ist erreicht) 1.- Kh7 2.Tf7! (ein wichtiger Zug, um den König in der Ecke zu halten) Ld4 3.g8-D+ Kxg8 4.Kg6 (dank der Turmstellung auf f7 kann der schwarze König nicht über f8 entfliehen) Lg1 (Schwarz verteidigt sich tapfer; auf allen anderen Feldern kann der Läufer mit gleichzeitiger Mattdrohung vom Turm angegriffen werden) 5.Tf1 Lh2 6.Tf2 Lg3 (6.- Lg1 kommt aufs gleiche raus) 7.Tg2 Ld4 8.Td2 Le7 9.Ta2 +-